• STELLUNGNAHME VON HETZNER ONLINE ZUR NETZNEUTRALITÄT

  • Gunzenhausen – 1. Januar 2015

    Der Begriff Netzneutralität taucht in letzter Zeit immer wieder in den Medien und bei politischen Debatten auf. Jedoch haben wir den Eindruck, dass viele Leute nicht um die konkreten Vor- und Nachteile wissen, welche sich aus einem neutralen Internet für sie persönlich ergeben. 

    Netzneutralität ist ein wichtiger und elementarer Grundbaustein eines freien Internets. Ohne Netzneutralität besteht die Gefahr eines "Zwei-Klassen-Internets", in dem die Internet Service Provider (ISP) kontrollieren, auf welche Angebote ihre Nutzer mit schneller und auf welche mit langsamer Performance zugreifen können. Die ungehinderte Weitergabe von Daten sowie der unbeschränkte Datenaustausch zwischen den verschiedenen Netzen ist ein zentraler Bestandteil der Netzneutralität im Internet. 

    Hetzner Online steht für ein performantes und leistungsstarkes Internet. In den letzten Jahren wurde die eigene Netzwerktechnik Schritt für Schritt ausgebaut, um den Kunden eine optimale Performance anbieten zu können. Aktuell werden etwa 2/3 unseres Netzwerkverkehrs direkt über kostenneutrale Peerings vieler verschiedener Partnern ausgetauscht. Darunter befindet sich auch eine Reihe privater Peerings mit großen Netzbetreibern. 

    Daneben besitzt Hetzner Online viele Verbindungen über öffentliche Peerings. Hetzner ist sowohl an den beiden wichtigsten europäischen Internetknoten, dem DECIX sowie dem AMS-IX vertreten, als auch an einer Vielzahl weiterer öffentlicher Knoten, wie z.B. DATA-IX, NL-IX, ECIX, N-IX und VIX. Das restliche Drittel des Traffics aus unseren Rechenzentren wird über globale Carrier ausgeliefert. Diese gewährleisten eine reibungsfreie Konnektivität, auch in entlegene Teile unserer Erde. Bei der Auswahl dieser Carrier legen wir besonderen Wert auf qualitativ hochwertige Anbieter (Tier1 Carrier), welche weltumfassende Netze betreiben. 

    Hetzner Online verfügt an seinen Peeringpunkten über ausreichend freie Kapazitäten, um die große Nachfrage auch während der Traffic-Stoßzeiten am Abend bedienen zu können. Daher beobachten wir mit wachsender Sorge DSL- und Kabelanbieter, welche einerseits selbst keine offene „Peering Policy“ betreiben, aber andererseits auch nicht mit ausreichender Kapazität zu anderen Tier1 Carriern angebunden sind. Insbesondere zu den Hauptverkehrszeiten zwischen 19 und 22 Uhr stoßen die betroffenen DSL- und Kabelanbieter an ihre Kapazitätsgrenzen und verhindern somit einen flüssigen Datenaustausch zwischen den einzelnen Netzen. Dies führt immer wieder zu Beschwerden von Kunden dieser Anbieter, da ihre Server nicht mit der von uns gewohnten Performance erreichbar sind. 

    Wenn man Berichten anderer Carrier Glauben schenken darf, wird diese Strategie bewusst genutzt, um Content-Anbieter zu motivieren, jeweils eigene bezahlte Zugänge zu den DSL- und Kabelanbietern zu schalten. Überlastete Schnittstellen, welche am Kapazitätslimit betrieben werden, werden dadurch umgangen. Als Folge können die DSL-Kunden einerseits nach wie vor weite Teile des Internets nur eingeschränkt nutzen, erhalten aber zu dem eigenen Content, aufgrund der Extragebühren, die volle Geschwindigkeit. Die Konditionen für diese bezahlten Netzzugänge liegen häufig weit über den marktüblichen Preisen und werden entsprechend teuer angeboten. 

    www.heise.de/netze/meldung/Netzneutralitaet-Backbone-Betreiber-Level-3-aeussert-sich-zu- Peering-Problemen-2390214.html

    www.golem.de/news/level-3-sechs-grosse-internetprovider-bremsen-peering-absichtlich-aus- 1405-106318.html

    blog.level3.com/open-internet/observations-internet-middleman

    blog.netflix.com/2015/01/the-misconception-about-internet-fast.html 

    Wir halten diese Methode insbesondere aus zwei Gründen in Hinblick auf die weitere Entwicklung des Internets für Nachteilhaft:

    1. Das Internet entwickelt sich aufgrund dieses Verhaltens zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Der DSL-Endkunde erhält zu den meisten Zielen im Internet nur eine eingeschränkte Performance. Nur zu wenigen ausgewählten Zielen, welche den DSL-Provider dafür separat entlohnen (Double-Payment), erhält der Kunde volle Performance.
    2. Die Wettbewerbssituation der verschiedenen Carrier wird untergraben, da die eigenen DSL-Kunden nur direkt über den jeweiligen Anbieter performant erreichbar sind. Der marktübliche Wettbewerb zwischen den Carriern wird verhindert und führt zu Preissteigerungen für alle Kunden.
    Wir beobachten als groteske Folge dieser Strategie, dass Internetnutzer aus entlegenen Regionen oftmals eine sehr gute Performance zu unseren und anderen Diensten im Internet erhalten. Im Gegensatz dazu müssen sich deutsche Internetnutzer aus DSL-technisch recht gut erschlossenen Regionen mit täglichen Kapazitätsengpässen herumschlagen. Wir als Hetzner Online möchten die Double-Payment-Strategie der DSL-Anbieter und die Einführung eines Zwei-Klassen-Internets nicht unterstützen, da sie auf dem Rücken der DSL-Kunden ausgetragen wird und die Netzneutralität aufhebt. 

    DSL-Anbieter, welche eine Double-Payment Strategie verfolgen, kann man typischerweise an folgenden Punkten erkennen: 

    1. Keine Präsenz an öffentlichen Peeringpunkten
    2. Überlastete Schnittstellen zu großen globalen Carriern, wie z.B. Level 3
    3. In der Vergangenheit oftmals Depeerings mit anderen Netzbetreibern
    www.heise.de/netze/artikel/Tier-1-bis-3-223802.html 

    Um die Situation künftig zu verbessern, empfehlen wir unseren Kunden bereits bei der Wahl Ihres DSL-Anbieters darauf zu achten, dass dieser eine offene „Peering Policy“ verfolgt. Falls Ihr DSL-Anbieter hingegen eine aktive Double-Payment-Strategie anwendet und Sie mit dieser Strategie nicht einverstanden sind, nutzen Sie soziale Medien, um auf diesen Missstand hinzuweisen und kontaktieren Sie Ihren Anbieter, um Ihr Missfallen über diese Strategie auszudrücken.
  • Über Hetzner Online (www.hetzner.com):

    Hetzner Online zählt mit mehreren hunderttausend Servern zu den größten Webhostern und Rechenzentren-Betreibern in Europa. Seit 1997 stellt das Unternehmen Privat- und Geschäftskunden leistungsstarke Hosting-Produkte sowie die nötige Infrastruktur zur Verfügung. Durch die Kombination aus stabiler Technik, attraktiven Preisen und flexiblen Support- und Serviceleistungen baut Hetzner Online seine Marktposition im In- und Ausland kontinuierlich aus. Das deutsche Unternehmen betreibt in Nürnberg, Falkenstein im Vogtland sowie in der finnischen Hauptstadt Helsinki hochmoderne Datacenter-Parks und besitzt Standorte in Ashburn, Virigina und Hillsboro, Oregon, USA.